Seit rund eineinhalb Jahren unterstützt der Görlitzer Verein Lausitz Matrix kleine Unternehmen aus dem Landkreis Görlitz bei der Ausbildung. Das Projekt KUBA (Kleine Unternehmen bilden aus) läuft im Rahmen des Programms JOBSTARTER plus. Unternehmen unter 50 Mitarbeitern bekommen Hilfe. Insbesondere betrifft das die Vermarktung und Besetzung der Lehrstellenangebote. In Zeiten, in denen selbst namhafte Betriebe immer öfter nicht alle Ausbildungsplätze besetzen können, leiden kleine Firmen besonders unter einem Bewerbermangel. Durch die individuelle Arbeit des Projektteams gelingt es aber immer wieder, junge Leute und Firmen zusammenzubringen. Für das aktuell laufende Ausbildungsjahr konnten über 50 Ausbildungsplätze besetzt werden. Wie das konkret bei KUBA funktioniert, erzählen drei Geschichten aus der Praxis:
Eine wichtige Aufgabe des Projekts KUBA ist es, Ausbildungsbetriebe und Jugendliche zusammen zu bringen. Manchmal ist es wie bei den Königskindern, die einfach nicht zueinander finden wollen. Manchmal geht es aber nach kleinen Startschwierigkeiten auch wie von selbst, wie bei Max und der Obermühle Görlitz:
Max (21) beginnt nach dem Abitur ein Chemiestudium in Leipzig. Zwischen Max und seinem Studium stimmt aber die Chemie nicht. Er beendet das Experiment. Anschließend probiert er sich als Dachdecker aus. Doch seine heimliche Liebe ist schon immer das Kochen gewesen. Seine Eltern finden schließlich auf jobs-oberlausitz.de das passende Ausbildungsangebot: Das Kochhandwerk lernen in der Görlitzer Obermühle. Max ist begeistert und bewirbt sich direkt. Es folgt die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Anschließend wird zwei Tage zur Probe gearbeitet. Was Max dort erlebt, überzeugt ihn: Jörg Daubner führt den Familienbetrieb Obermühle mit aktuell 21 Mitarbeitern und bildet seit vielen Jahren mit Leidenschaft junge Menschen aus. Auf der Karte findet man hausgemachte Pasta und Ravioli mit Kräutern und Gemüse aus dem eigenen Mühlengarten. Auch die Frucht-, Quark- und Käsekuchen werden selbst produziert. Die Obermühle baut als einziges Restaurant in Görlitz eigenes Gemüse an und arbeitet nach dem farm-to-table und nose-to-tail-Prinzip. Hier wird also alles vom Tier (von der Nase bis zum Schwanz) verarbeitet. Diese ganzheitliche Verwertung eines Tieres zeugt von Respekt und zeigt die Wertschätzung gegenüber einer wertvollen Ressource. Zusätzlich ist das Restaurant Slow-Food-zertifiziert.
Max gefällt das Konzept. Er beginnt seine Ausbildung am Neißeufer und ist schon nach wenigen Tagen voll integriert. Er übernimmt eigene Posten und schätzt das entgegengebrachte Vertrauen: „Aller Anfang ist natürlich schwer und man muss sein Ego runterschrauben, denn es gibt eine Rangordnung in der Küche. Wichtig für diesen Beruf sind der Servicegedanke, Kreativität und die Bereitschaft in unregelmäßigen Schichten zu arbeiten. Eine Umstellung war es schon, vom Studentenleben mit viel Freizeit in eine Ausbildung mit Wochenend- und Schichtarbeit zu wechseln“, erzählt er. Wie geht es weiter nach der Ausbildung? Max möchte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und auf Reisen gehen, um die internationale Küche kennenzulernen. Sein Ziel ist Japan, hier reizt ihn die besondere Herangehensweise an das Kochen und die Wertschätzung für diesen Beruf.
Die Niederschlesische Wurstmanufaktur, geführt von Claus und Georg Hein in dritter Generation, wird derzeit zu einem reinen Rohwurst- und Rohschinkenbetrieb ausgebaut. Das bedeutet: Rohwaren wie Schinken und Salami werden durch Naturreifung veredelt. Zwei gute Gründe für die neuen Investitionen sprechen für Görlitz: die guten klimatischen Bedingungen am Standort und die fachliche Kompetenz der 18 Mitarbeiter und Azubis. Zu denen gehört Marcel Radisch. Er ist Azubi im ersten Ausbildungsjahr zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik. Auf diesen Beruf ist er durch die gemeinsamen Überlegungen mit dem KUBA-Team gekommen. Der junge Mann ist mittlerweile Feuer und Flamme: „Du bist an der Produktion vom Eingang der Rohwaren bis zum fertig verpackten Produkt an allen Stationen beteiligt und arbeitest an hochmodernen Maschinen. Der Beruf bietet die Möglichkeit, kreativ zu sein und Ideen in ein echtes Produkt umzusetzen und an der Rezeptentwicklung mitzuwirken. Wichtig für den Beruf sind sorgfältiges Arbeiten und ein hohes Verantwortungsbewusstsein, da man mit Lebensmitteln arbeitet.“ Marcel wirkt nach den ersten Wochen der Ausbildung kräftiger und meint schmunzelnd, gute körperliche Fitness ist von Vorteil, da Kisten bis 10 kg bewegt werden müssen. Er fühlt sich wohl im Team und schätzt die Hilfsbereitschaft der Kollegen. Neben all diesen Dingen gefällt ihm der leckere Duft, der durch die verschiedenen Reiferäume weht, besonders gut.
Ausbildung ist für TKG Turbinenkomponenten Görlitz GmbH Herzenssache. Deshalb sorgt das Unternehmen seit der Gründung Ende 2010 kontinuierlich für seinen Fachkräftenachwuchs. Aktuell sind zehn Azubis am Start. Ausgebildet wird der Zerspanungsmechaniker in der Fachrichtung Drehen und Fräsen. Seit 2018 bildet TKGF auch im dualen Studium aus. Ausbilder Mario Kraus und die Leiterin der kaufmännischen Abteilung Carola Thomas sind von Anfang an dabei. Beide engagieren sich sehr für ihre Azubis. Wichtig ist für sie auch die gute Zusammenarbeit mit den Partnern der Verbundausbildung. Das zahlt sich aus. Schon dreimal konnten sie den besten Lehrling im Kammerbezirk vorweisen. „Von Anfang an werden die Azubis bei uns ins Team und in die Produktion integriert. Da produziert niemand etwas für die Tonne“, erzählt Mario Kraus. Durch die Lohn- und Einzelteilefertigung ist die Arbeit abwechslungsreich und wird nicht langweilig.
Trotzdem wird es auch für die TKG schwerer, interessierte Auszubildende zu finden. Die Bewerber sind rar geworden. Im aktuellen Ausbildungsjahr hat es praktisch auf den letzten Drücker geklappt. Anfang Juli wurde Carola Thomas schon etwas unruhig, weil für den Start 2019 kein Azubi bereitstand. Doch dann ging alles noch ganz schnell. Jakub war mit seinen Eltern erst im Juli 2019 aus dem Westen Deutschlands nach Görlitz gezogen und suchte noch kurzfristig einen Ausbildungsplatz. Am liebsten sollte es etwas mit Metall sein. Nur wo suchen, wenn man fremd in der Region ist? Über die Agentur für Arbeit kam er zum JOBSTARTER-Projekt KUBA. Seine Bewerbung wurde an die TKG geschickt. Carola Thomas handelte schnell und wenige Tage später war Jakub mit seinem Vater bei ihr zum Vorstellungsgespräch. Nach ein paar Schnuppertagen im Betrieb, bei denen er merkte, wie vielfältig der Beruf des Zerspanungsmechanikers ist, unterschrieb er seinen Ausbildungsvertrag. Auch Elias aus Görlitz suchte im Sommer noch eine Ausbildung. Das richtig Passende hatte sich einfach noch nicht gefunden. Er bewarb sich beim JOBSTARTER-Projekt KUBA und konnte ebenfalls an die TKG vermittelt werden. So begannen Jakub und Elias pünktlich am 1. August ihre Ausbildung. Beide verstehen sich prima und mittlerweile haben sie sich gut im Unternehmen eingelebt. Die Arbeit macht Spaß und sie lernen viel Neues. Die gute Atmosphäre und die Hilfsbereitschaft der Kollegen gefallen ihnen sehr. Jetzt am Anfang wird noch viel per Hand gearbeitet, bevor es dann später an die modernen Maschinen geht. (Foto oben)
Auch für das Ausbildungsjahr 2020 bringt KUBA kleine Betriebe und Bewerber zusammen. Projektmitarbeiterin Berit Adomßent: „Wir haben rund 50 freie Ausbildungsstellen. Wer bei uns nicht fündig wird, für den gehen wir auf die Suche nach der passenden Lehrstelle und den richtigen Betrieb. Dabei sind unsere langjährigen Kontakte zu vielen Unternehmen in der Region unser großes Plus.“ Die Unterstützung ist im Rahmen des JOBSTARTER-Projekts kostenfrei. Interesse? Dann einfach auf www.kuba-goerlitz.de stöbern und sich mit dem Team in Verbindung setzen.