Görlitzer OB Deinege: „Ich trete nicht mehr an? Da wissen Sie mehr als ich.“

Görlitzer OB Deinege: „Ich trete nicht mehr an? Da wissen Sie mehr als ich.“

Der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege schließt nicht aus, dass er 2019 für eine zweite Amtszeit kandidiert. Das erklärte er am gestrigen Donnerstag (12. April) während einer Veranstaltung im Schlesischen Museum. Als Deinege mit der Aussage konfrontiert wurde, dass er „nach allem, was man so hört“ nicht mehr als OB antrete, antwortete er kampfeslustig: „Da wissen Sie mehr als ich.“ Er habe diese Entscheidung noch nicht getroffen. „Die Vektoren müssen stimmen“, sagte Deinege. Das bedeutet, Görlitz müsse auf dem eingeschlagenen Kurs der positiven Entwicklung sein. Siegfried Deinege ist seit 2012 Oberbürgermeister der Europastadt an der Neiße. Bislang gingen die meisten politischen Beobachter davon aus, dass er nur für eine Amtszeit zur Verfügung steht.
 
Während der Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung ging es um die wirtschaftlichen Perspektiven von Görlitz. Die Stadt sei auf dem richtigen Weg, sagte Oberbürgermeister Deinege. Die demografische Entwicklung dürfe nicht immer negativ bewertet werden. Sie biete auch Chancen: „Wenn viele in Rente gehen, bekommen die jungen Menschen hier vor Ort berufliche Möglichkeiten. Früher mussten sie die Region verlassen.“ Große Hoffnungen setzt Siegfried Deinege unter anderem in die aufblühende Kreativwirtschaft, die immer mehr „Macher“ in die Neißestadt zieht. „Das sind keine Künstler und schon gar keine Spinner. Sondern Leute, die rechnen können und hier wirtschaftlich tätig sind. Das ist ein riesiger Markt, den wir für unsere Stadt nutzen wollen.“
 
Die Gäste im Schlesischen Museum erfuhren auch, dass OB Deinege unlängst im Kanzleramt zu Gesprächen war. Dort sei es ihm keineswegs nur um die in Schieflage geratenen Standorte von Bombardier und Siemens gegangen. Sondern um ein Gesamtkonzept für eine Region, die wie kaum eine andere vor erheblichen Umbrüchen stehe. „Die Gespräche im Kanzleramt waren sehr sachlich, im Ton aber deutlich. Wir bleiben jetzt am Ball. Es wurden direkt Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit den einzelnen Themen beschäftigen.“
 
In Sachen Siemens äußerte sich Deinege optimistisch. Es gehe um intelligente Produkte und zukunftsfähige Lösungen. Der ehemalige General Manager von Bombardier versicherte den Siemens-Kollegen, dass er weiter für den Standort kämpfen werde und Görlitz nicht auf verlorenem Posten steht: „Ich weiß, wie man einen Konzern hart treffen kann.“

 

Auf dem Foto die Diskussionsrunde im Schlesischen Museum (v.l.n.r.): Prof. Joachim Ragnitz (ifo-Institut), Oberbürgermeister Siegfried Deinege, Moderator Cornelius Pollmer, Axel Krüger (Görlitzer Unternehmer), Danilo Kuscher (Kühlhaus Görlitz).

Text: Mike Altmann